Bruder Wolfgang läßt die Puppen
tanzen!
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser!
Bescheiden sind Sie, die Mitglieder des
Franziskaner-Ordens.Wir fanden jedoch,dass man sein Licht nicht
zu sehr unter den Scheffel stellen sollte.Vor allem dann nicht,
wenn von Bruder Wolfgang die Rede ist. Jener Ordensbruder schaffte
es, in Vossenack mit den "De Strippkes Trekker" ein
Marionettentheater ins Leben zu rufen,das weit und breit seinesgleichen
sucht. Wie beliebt Vossenack unter den Puppenspieleren ist,
zeigt alljährlich das "Pupparium Spectaculum",
zu dem die namhaftesten Puppenspieltheater in die Eifel kommen,
um ihre Spielkünste zu zeigen. LIVE stellt Ihnen die"Strippkes
Trekker", das Puppentheaterfestival sowie Bruder Wolfgang
in einem Porträt ausführlich vor.
"Mach was draus"
Wie aus dem Marionettentheater
"De Strippkes Trekker" aus Vossenack ein Kulturträger
der Extraklasse wurde. LIVE hakte nach!
Vor 20 Jahren gründete sich das
Marionettentheater "De strippkes Trekker" (Niederrheinisch:
Die Fadenzieher) im Vossenacker Franziskusinternat. Auf eine
Feier verzichtete man, um sich aufs Spiel zu konzentrieren.Und
so begann es:
Als bloße Freizeitbeschäftigung
baute damals Bruder Wolfgang Mauritz eine Marionette. Der Leiter
des Internates war zu dieser Zeit P. Herbert Schneider. Er entdeckte
die Puppe und meinte nur zu Bruder Wolfgang: "Mach was
draus!" .Gesagt,getan- 14 Unterstufenschüler aus dem
Internat bauten innerhalb von 3 Monaten jeder eine Puppe, bastelten
eine Bühne und schrieben gemeinsam ein orientalisches Märchen
um. Diese wurde auf dem Internatstag aufgeführt und war
ein voller Erfolg.
Drauf los gespielt
Außergewöhnlich
ist sicherlich,dass die Strippkes Trekker direkt mit dem Marionettenspiel
starteten, welches große Fähigkeiten an die Spieler
voraussetzt. Sie stiegen sozusagen direkt in der "obersten
Klasse" ein. "Wir haben,"erklärt Bruder
Wolfgang,"einfach drauflos gespielt und alles ausprobiert."
So haben sie im Laufe der Jahre ihre Fähigkeiten immer
gesteigert. Hilfreich war dabei auch der Beitritt 1982 in die
Rheinische Arbeitsgemeinschaft für Puppenspile des Bezirks
Aachen e.V. und der dadurch folgende Beitritt in die älteste
Theaterorganisation der Welt die UNIMA (Union Internationale
de la Marionette).
Kontakt zu Profis
Dort wurden Kontakte zu
Berufsspielern und Puppenspielerfamilien geknüpft,die eine
große Hilfe und Unterstützung für die Vossenacker
waren. Der große Durchbruch gelang schließlich mit
der Aufführung "Der kleine Prinz".Das Ensemble
umfaßt mittlerweile zwei Generationen. Die Mitspiler sind
im Alter von 14 bis 53 Jahren. Jährlich werden ca.30 Aufführungen
vor über 2500 Zuschauern gegeben.
Keine Jubelfeier
Am 03.03.2000 wurden die
"Strippkes Trekker" 20 Jahre alt.Auf eine große
Feier verzichteten sie aber bewusst, um die so ersparten Gelder
und Ideen in ihr alljährliches Festival "Pupparium
Spectaculum" stecken zu können. Lediglich ehemalige
und aktive Mitglieder werden gemeinsam feiern und dürfen
sich auf eine Überraschung freuen.
Kleines Lexikon
Pupparium Spectaculum:
Name des jährlich im Mai stattfindenden Figurentheaterfestivals
in Vossenack
herbst-speci-spectacel
kleines Figurebtheaterfestival jährlich im Herbst/Winter
De Strippkes Trekker
Name des Marionettentheaters Vossenack,Sitz im Franziskusinternat
Palazzo Puppazzi
Name für den festen Theaterraum mit 50 Plätzen
Mäxchen Maus
das Maskottchen
Cafe´ Mäxchen
kleines Theatercafe
Ein Pfadfinder der die Puppen
liebt
Als Autodidakt schaffte
es Bruder Wolfgang Mauritz,Kinder,Jugendliche und Erwachsene
für das Puppenspiel zu begeistern.
Bruder Wolfgang Mauritz rief das MArionettentheater
"De Strippkes Trekker" ins Leben und machte die Truppe
zu einem wichtigen Kulturträger unserer Region.LIVE stellt
den ungewöhnlichen Ordensmann in einem Porträt vor.
Am 21.10.1956 in Meerbusch geboren machte
Wolfgang Mauritz die mittlere Reife und eine Ausbildung als
Musterzeichner und Dessinateur im Bereich Design in Krefeld.
Durch seine Aktivitäten als Pfadfinder kam er mit Franziskanern
in Kontakt und entschloss sich, nachdem er einige Jahre ins
Klosterleben reingeschnuppert hatte, dem Orden beizutreten.
Pfadfinder
1979 wurde er als Erzieher in das Internat nach Vossenack versetzt.Seine
Liebe zum puppenspiel hat er schon früh während seiner
Pfadfinderzeit entdeckt. Dort hat er auch bemerkt, dass es durch
das Medium Puppe möglich ist,mit Kindern völlig offen
und unbeschwert zu reden. Gegenüber der Puppe öffneten
sie sich uimmer vollkommen. So wusste er als Gruppenleiter immer
genau,wie es seiner Gruppe ging und konnte gezielt bei Problemen
helfen.
Spiele für Geschwister
Auch für seine vier Geschwister hat er Puppenspiele erfunden.So
war es eigentlich nicht verwunderlich,dass Bruder Wolfgang gerne
dem Rat von internatsleiter Schneider nachging und eine Marionettengruppe
gründete."Ohne die Unterstützung der Franziskaner,"berichtet
Bruder Wolfgang dankend,"wäre es kaum möglich
gewesen, eine solche Gruppe beständig am Leben zu erhalten.Sie
haben uns gehoplfen wo sie nur konnten."
Autodidakt
Bruder Wolfgang ist Autodidakt, hat sein Wissen aber immer weitergegeben.
So hat er Kurse in marotten und Marionettenbau gehalten.Dies
war ein willkommener Ausgleich zu seiner erzieherischen Tätigkeit.
Als Prinzipal der Gruppe ist seine Hauptaufgabe, alles rund
um die Gruppe zu organisieren.Jedoch gehört auch nicht
unwesentlich die Motivation der Mitglieder und das Einbringen
neuer Ideen zu seinen Tätigkeiten.
Stückeschreiber
Momentan schreibt Bruder Wolfgang an einem neuen Stück,welches
das Leben des heilihgen Franziskus in überraschender Weise
darstellen möchte.Er ist zu recht stolz auf die Leistungen
seiner eingeschworenen Truppe und hofft, noch viele schöne
Theaterabende mit ihr zusammen zu erleben.
Hauptdarsteller Marke Eigenbau
Die Strippkes Trekker
aus Vossenack sind längst über das bloße Theaterspielen
hinaus.Sie sind Komponisten,Handwerker und Kulissenschieber.
In der Theaterwerkstatt werden die Hauptakteure,
die Puppen, gebaut und repariert.Was reizt Jugendliche daran,
bei den Strippkes-Trekkern mitzumachen? LIVE traf zwei begeisterte
Schüler, die eine Antwort gaben:
Tobias Schür (13), Gymnasium Vossenack:
"Ich bin schon ein halbes Jahr dabei. In unserem neuen
Stück spiele ich die Fische und bin nebenher für allerlei
Requisiten zuständig.Mir macht das Spielen ungeheuren Spaß
und ich finde es toll, dass Jung und Alt (bis zu 53 Jahren)
miteinander ein klasse Hobby ausüben."
Marcel Rak (14), Hauptschule Kleinhau:
"Der Kulissenbau und die Proben machen wirklich Freude.Toll
war auch unser Ausflug nach Magdeburg, aber trotz allem- der
absolute Höhepunkt ist immer noch die Aufführung selbst.Als
ich zum erstenmal ein Stück sah, habe ich mich sofort entschlossen,mitzumachen."
Mehr als Theater
Die Strippkes Trekker sind mehr als nur eine Theatergruppe.
Alle Fuguren werden von den Mitgliedern in der eigens dafür
eingerichteten Theaterwerkstatt selbst angefertigt. Der Kopf
wird modelliert und bemalt,die Hände kunstvoll gestaltet,
der Körper geschreinert und die Kleider genäht. Mittlerweile
nähen sogar Eltern und Großeltern mit. In Eigenarbeit
wurde 1989 im Internat ein Theaterraum mit 50 Plätzen,
der "Palazzo Puppazzi", eingerichtet.
Künstlerklause
Überhaupt unterstützten die Franziskaner die Strippkes
Trekker wo sie nur konnten.So wurden weitere Räume für
ein Theatercafe´ und eine Künstlerklause zur Verfügung
gestellt. Aber nicht nur Puppen werden gebaut, auch der Bau
der Kulissen, die Installation der Technik und das Schreiben
der Stücke geschieht alles in Zusammenarbeit. Sogar die
Musik wird eigens komponiert. Nach soviel Arbeit haben sich
die Akteure Erholung verdient,und diese erhalten sie auf Ausflügen
des Ensembles nach Nürnberg, Lübeck oder natürlich
Augsburg,um die Profis in der Puppenkiste zu bewundern.